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Villa Rosenthal
Eine Einrichtung von JenaKultur.
Mälzerstraße 11
07745 Jena

Tel. +49 3641 49-8270
Fax +49 3641 49-8005
villa.rosenthal@jena.de

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Carsten Müller
Jana Gründig

Öffnungszeiten Ausstellungsbereich:

Di/Do 12 – 15 Uhr
Mi 13 – 17 Uhr
und nach Vereinbarung

(Mo, Fr, Sa und Feiertage geschlossen)
An Veranstaltungstagen können die Öffnungszeiten variieren.

Familie Rosenthal

  ©Quelle: JenaKultur, Foto: U. Schnellhardt
  ©Quelle: JenaKultur, Foto: UErler

Exemplarisch für das aufstrebende Bildungsbürgertum um 1900

Aufgrund der juristischen und wissenschaftlichen Leistungen Eduard Rosenthals und auch aufgrund des gemeinsamen gesellschaftlichen Engagements erlangte das Ehepaar Rosenthal große Anerkennung. Das Haus selbst entwickelte sich zu einem Ort der Begegnung aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Recherche zur Familiengeschichte

Nachdem über die Familiengeschichte der Rosenthals lange Zeit kaum etwas bekannt war, wurde das erste Clara-und-Eduard-Rosenthal-Stipendium für Literatur / Stadtschreibung zusammen mit einem Rechercheauftrag an den Historiker Stephan Laudien vergeben.
Unter anderem ist heute durch die historische Recherchearbeit die Biographie des einzigen Sohnes der Rosenthals in Umrissen bekannt.

Eduard Rosenthal

Eduard Rosenthal Medaillon Eduard Rosenthal ©JenaKultur

Eduard Rosenthal wurde am 6. September 1853 in Würzburg als Kaufmannssohn geboren. Dort besuchte er auch das Gymnasium, dem er ein Studium der Volkswirtschaft und Rechtswissenschaft anschloss. Im Jahre 1885 heiratete er Clara Elstaedter in Heidelberg.

Als zweifacher Rektor der Friedrich-Schiller-Universität und 1920 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt, war Geheimrat Professor Dr. Eduard Rosenthal eine der bekanntesten und angesehensten Persönlichkeiten Jenas. Als Jurist trat er für eine enge Verbindung von Wirtschaft und Recht ein und fühlte sich dem Allgemeinwohl verpflichtet. So arbeitete er 1892 mit an den Statuten für die Carl Zeiss-Stiftung. Damit wurden Vergünstigungen für die Belegschaft der Carl-Zeiss-Werke auf eine rechtliche Grundlage gestellt. Durch die Carl Zeiss-Steiftung konnten wissenschaftliche, Bildungs- und soziale Einrichtungen für die Stadt Jena geschaffen werden. 1919 wurde Eduard Rosenthal Abgeordneter im Thüringer Landtag und arbeitete an einer Verfassung, die 1921 als "Thüringische Landesverfassung" angenommen wurde.
Am 25. Juni 1926 verstarb Eduard Rosenthal nach schwerer Krankheit.

Clara Rosenthal

Medaillon Clara Rosenthal ©Quelle: JenaKultur

Clara Rosenthal wurde am 9. April 1863 als Fanni Klara Elstaedter in Karlsruhe geboren. Ihr Vater entstammte einer Kaufmanns- und Fabrikantenfamilie.
Im Jahre 1885 heiratete sie Eduard Rosenthal in Heidelberg und brachte zwei Jahre später das einzige Kind des Ehepaares zur Welt – Curt Arnold Otto Rosenthal. Clara Rosenthal gehörte dem Vorstand der Gesellschaft der Kunstfreunde in Jena und Weimar an. Als hoch gebildete und elegante Dame der Gesellschaft wurde sie von Zeitgenossen beschrieben, die als kulturvolle Gastgeberin gern Gäste empfing und sich sozial für den Jenaer Frauenverein einsetzte.

Nach dem Tod ihres Mannes 1926 blieb Clara Rosenthal als Witwe in der Villa wohnen. Bereits 1928 überschrieb sie die Villa jedoch der Stadtgemeinde Jena, da sie für den Erhalt nicht mehr allein aufkommen konnte.

Ab 1936 musste sie als Jüdin musste die Repressalien der Nürnberger Gesetze erdulden und u.a. den Zwangsnamen Sara annehmen. Konzertbesuche wurden ihr verboten sowie Telefon und Grammophon konfisziert.
1939 ordnete der Oberbürgermeister an, „das Haus judenfrei zu machen.“ Dank einer Intervention des Rechtsamts der Stadt behielt Clara Rosenthal ihre Wohnung im Erdgeschoss des Hauses. Offensichtlich zermürbt und schwer krank, nahm sie sich am 11. November 1941 in der Villa Rosenthal das Leben. Das Polizeiprotokoll vermerkte einen Abschiedsbrief, der bis heute verschollen ist. Ihr Leichnam wurde zum Nordfriedhof Jena gebracht; eine Grabstelle ist bis heute unbekannt.

In der Villa Rosenthal hängt ein großformatiges Bildnis Claras, gemalt von Raffael Schuster-Woldan.

Curt Arnold Otto Rosenthal

Medaillon Curt Rosenthal ©Quelle: JenaKultur

Am 9. August 1887 wurde das einzige Kind von Clara und Eduard Rosenthal geboren: Curt Arnold Otto. Anders als seine Eltern, wurde er evangelisch getauft. Einen Religionswechsel von Clara und Eduard Rosenthal hat es nicht gegeben. Über das Leben des jungen Rosenthals wissen wir nur wenig. Im Wesentlichen können wir lediglich Curt Rosenthals Weg als Student nachzeichnen.
Wie sein Vater studierte er Jura. Als Studienorte sind Cambridge, München, Paris, Berlin, Leipzig, Freiburg/Br. und ab dem 25. November 1909 Jena verzeichnet. "Bei Prof. Pierstorff promovierte er mit einer vorzüglichen Dissertation über das Eisenbahnwesen, die 1914 im Druck erschien, wollte sich aber nicht habilitieren, weil er auf keine Berufung rechnete.“
Curt Rosenthal zog als Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg und starb am 30. Oktober 1914 in Bas-Maisnil in Frankreich im Alter von nur 27 Jahren. Das Regiment bestand großteils aus Freiwilligen aus Thüringen und Hessen.

Das Ehepaar Rosenthal ließ zum Gedenken an ihren gefallenen Sohn einen Pavillion im Garten ihrer Villa einrichten.

Biografien

1853 • Eduard Rosenthal wird am 6. September in Würzburg als drittes Kind des Kaufmanns Salomon Rosenthal geboren

1865 – 72 • Besuch des Gymnasiums in Würzburg

1872 – 76 • Studium der Jurisprudenz in Würzburg, Heidelberg und Berlin, Abschluss des Studiums mit einem sehr guten Examen in Würzburg

1878 • Promotion mit der Arbeit „Zur Geschichte des Eigentums und der Eigentumsverhältnisse in der Residenzstadt Würzburg“

1879 • Assessorexamen in Bayreuth

1880 • Habilitation an der Alma Mater Jenensis mit der Schrift „Die Rechtsfolgen des Ehebruchs nach kanonischem und deutschem Recht“ und Erlangung der Venia Legendi

1885 • Berufung als außerordentlicher Professor ohne Besoldung an die Jenaer Universität

1885 • Heirat in Heidelberg mit Clara Rosenthal, geborene Elstaedter, der Tochter eines Kaufmanns aus Karlsruhe

1889 • die Carl-Zeiss-Stiftung wird gegründet, deren Statut Rosenthal mit Julius Pierstorff und Siegfried Czapski ausarbeitet, Ernst Abbe und Eduard Rosenthal sind seitdem befreundet

1891 • Beginn des Baus der Villa Rosenthal am Sandweg (heute Mälzerstraße 11)

1896 • Berufung als ordentlicher Professor an die Universität. Seine Denomination lautet auf „Rechtswissenschaft, Staats- und Verwaltungs-, Völkerrecht und Rechtsgeschichte“, einer früheren Berufung standen Rosenthals jüdischer Glauben und die Weigerung zu konvertieren im Weg, es gibt Widerstand des Kurators der Universität und der zuständigen Ministerien der Erhalterstaaten

1897 • Beteiligung an der Gründung der Jenaer Baugenossenschaft mit Abbe, Pierstorff und Czapski

1899-1900 • Eduard Rosenthal amtiert als Rektor der Jenaer Universität

1902 • Vorsitz des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde, dem er bereits
1880 beigetreten war und bis 1902 leitet

1903-08 • Vorsitz des neu gegründeten Jenaer Kunstvereins und des Lesehallenvereins

1913-1914 • Im Sommersemester 1913 und dem darauffolgenden Wintersemester amtiert Rosenthal erneut als Rektor

1914 • Tod des einzigen Sohnes Curt Arnold Otto, der als Freiwilliger am 30. Oktober in Frankreich fällt

1919 • Rosenthal wird Mitglied der DDP (Deutschen Demokratischen Partei) und später Abgeordneter im Thüringischen Landtag; er entwirft das Statut der ersten Thüringer Volkshochschule

1919 • bringt Rosenthal seinen Verfassungsentwurf ein, der überarbeitet 1921 als erste thüringische Verfassung angenommen wird

1920 • auf Grund seiner Verdienste für das Land Thüringen und die Stadt Jena wird Eduard Rosenthal zum Ehrenbürger der Stadt ernannt

1923 • Eduard Rosenthal gibt den Anstoß zur Gründung des Jenaer Institutes für Wirtschaftsrecht und erhält eine Ehrendoktorwürde der Universität zum Dr. rer. pol. h.c.

1924 • legt Eduard Rosenthal sein Mandant als Abgeordneter des Landtags nieder

1925 • Gründung der Thüringer Verwaltungsakademie, die auf Rosenthals Initiative zurückgeht

1926 • Eduard Rosenthal stirbt am 25. Juni nach schwerer Krankheit und vermacht die Villa Rosenthal testamentarisch der Stadt Jena mit lebenslangem Wohnrecht für seine Frau

1863 • Clara Rosenthal wird als Fanni Clara Elstaedter am 9. April in Karlsruhe geboren, ihre Eltern sind Jakob Julius Elstaedter und Clementine Elstaedter, geb. Herz; Claras Vater Julius entstammt einer Kaufmanns- und Fabrikantenfamilie, sein Bruder Moritz ist badischer Finanzminister; die Mutter Clementine ist Tochter von William Herz und dessen Frau Sara, geb. Reinach, aus Weilburg

1879 • Clara Elstaedters Mutter Clementine verstirbt am 17. Februar; sie ist zu dieser Zeit bereits als Witwe verzeichnet

1885 • Clara Elstaedter heiratet am 9. August in Heidelberg den Juristen Eduard Rosenthal, als Trauzeugen fungieren der Banquier Bernhard Rosenthal (37) aus Wien und der Kaufmann Wilhelm Elstätter (48) aus Karlsruhe, als Wohnort Clara Rosenthals ist Weilburg angegeben

1887 • Curt Arnold Otto Rosenthal, der einzige Sohn der Familie, wird am 15. August 1887 in Jena geboren; am 24. Oktober wird der Sohn im Haus der Familie, Kahlaische Straße 4, nach evangelischem Ritus getauft, als Religion der Eltern ist „israelisch“ vermerkt

1892 • Eduard und Clara Rosenthal beziehen die neuerbaute Villa Rosenthal am Sandweg, später Kahlaische Straße 6
(heute Mälzerstraße 11)

1900 • vom 2. Februar bis zum 8. April weilt Clara Rosenthal als Patientin in der Jenaer Psychiatrie, die Diagnose ist unbekannt

1914 • Curt Arnold Otto, der Sohn, fällt als Kriegsfreiwilliger am 30. Oktober bei Bas-Maisnil (Nord-Frankreich)

1926 • nach schwerer Krankheit verstirbt Clara Rosenthals Mann Eduard am 25. Juni

1928 • Clara Rosenthal überschreibt die Villa Rosenthal der Stadtgemeinde Jena, da sie für den Erhalt nicht mehr aufkommen kann; das Haus war testamentarisch der Stadt vermacht worden, Clara Rosenthal genießt lebenslanges Wohnrecht

1933 • ff. als Jüdin hat Clara Rosenthal zunehmend unter den antisemitischen Repressionen zu leiden, u.a. muss sie den Zwangsnamen Sara annehmen, werden ihr Konzertbesuche verboten und das Telefon und das Grammophon werden konfisziert

1936 • vom 11. April an weilt Clara Rosenthal erneut in der Psychiatrie Jena, ihr Aufenthalt geht bis zum 27. Februar 1937. Sie hat einen Gehirnschlag erlitten, muss über Wochen per Magensonde ernährt werden

1939 • die Oberfinanzdirektion Rudolstadt erlässt am 22. September eine sogenannte Sicherungsanordnung gegen Clara Rosenthals Vermögen; sie kann über ihr Vermögen nicht mehr frei verfügen. Im gleichen Jahr versucht der Jenaer Oberbürgermeister, Clara Rosenthal aus dem Haus zu vertreiben. Es könne nicht geduldet werden, dass eine Jüdin in einem arischen Haus wohnt. Das Rechtsamt der Stadt beendet den Versuch, sie aus der Villa zu vertreiben

1941 • Clara Rosenthal nimmt sich am 11. November in der Villa Rosenthal das Leben, indem sie sich mit Veronal vergiftet, das Polizeiprotokoll vermerkt einen Abschiedsbrief, der bis heute verschollen ist. Laut Protokoll wird der Leichnam zum Nordfriedhof Jena gebracht; eine Grabstelle ist bis heute unbekannt; alleinige Erbin ist Grete Unrein, die Tochter Ernst Abbes

Zur Schreibweise des Namens: Im Geburtsregister der Stadt Karlsruhe steht Fanni Klara Elstaedter verzeichnet, in den erhaltenen Schriftstücken unterschrieb sie mit Clara Rosenthal oder C. Rosenthal; der Geburtsname Elstadter wird gelegentlich Ellstaedter oder Ellstätter geschrieben, eine Vereinheitlichung war seinerzeit unüblich.

1887 • am 15. August wird das einzige Kind von Eduard und Clara Rosenthal in Jena geboren; anders als seine Eltern ist er evangelisch getauft.

1892 • Einzug in die Villa Rosenthal an der Kahlaischen Straße.

vor 1909 • Jurastudium in Cambridge, München, Paris, Berlin, Leipzig und Freiburg/Br.

ab 1909 • vom 25. Dezember an studiert der Rosenthal-Sohn an der Jenaer Universität.

1914 • Promotion in Jena mit einer vorzüglichen Dissertation: „Die Gütertarifpolitik der Eisenbahnen im Deutschen Reich und in der Schweiz“.

1914 • Curt Arnold Otto zieht als Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg und stirbt am 30. Oktober 1914 in Bas-Maisnil in Frankreich. Das Regiment bestand großteils aus Freiwilligen aus Thüringen und Hessen. Rosenthal fiel bei der ersten Feindberührung seines Regiments bei Gefechten mit englischen Truppen. Ein Aberwitz der Geschichte: Rosenthal hatte in Cambridge und später in Paris studiert. Er zog nach Frankreich in den Krieg und fiel dort, womöglich im Kampf gegen seine Kommilitonen.

1916 • Clara und Eduard Rosenthal errichten ihm zu Ehren im Garten der Villa Rosenthal einen Gedenkpavillon

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Di/Do 12 – 15 Uhr
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